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Mario Klingemann ist
ein Künstler, der Algorithmen und KI zum Schaffen und für
Forschungssystemen nutzt. Er interessiert sich besonders für unsere
Wahrnehmung von Kunst und Kreativität, untersucht Methoden, bei denen
Computer diese Prozesse erhöhen oder nachahmen können.
Klingemann wird als Pionier auf dem Gebiet der KI-Kunst,
der Neuronalen Netzwerke und des Maschinellen Lernens anerkannt.
Mario Klingemann (*1970 in Laatzen), ist ein
Autodidakt; er brachte sich das Programmieren in den 1980er Jahren selbst bei
und entwickelte Mitte der 2000er Jahre generative Systeme und Regeln, damals
noch mit Adobe Flash, mit denen er Generative Kunst erschuf.
In diesen Tagen war er schon ein vielgefragter Redner
über seine Schaffensprozesse. Anfangs sah er sich noch nicht als
Künstler, sondern beschrieb sich und sein kreatives Schaffen als
Computational Artisan was soviel wie PC-Kunsthandwerker
bedeutet.
Klingemann war Mitgründer von
Psykosoft, einem Unternehmen mit Sitz in Tours, Frankreich. In
den Jahren 20122014 war er dort an der Entwicklung von
Psykopaint beteiligt, einer Photo-Painting-App für iOS, die
kunstvolle und malerische digitale Umsetzungen auf Grundlage realer Fotos
ermöglichte.
Von 2016 bis 2018 war er Artist in
Residence bei dem Google Arts & Culture Lab in Paris.
Im in 2021 gestarteten Botto-Projekt
kombinierte Mario bildgebende Generative Künstliche Intelligenz,
Blockchain-Technologie und eine DAO Community, um einen dezentralen
autonomen Künstler zu erschaffen.
Im Oktober 2024 führten Botto und das Auktionshaus
Sothebys die Auktion Exorbitant Stage: Botto, a Decentralized AI
Artist durch, wo digitale Kunstwerke von Botto um die 350.000 US $
erzielten.
Das Projekt nutzt den eigenen Botto-Token, um die
Community an Erlösen zu beteiligen und so für die kollektive
Weiterentwicklung des Algorithmus und seiner Kunst zu belohnen.
Heute lebt Mario Klingemann in München, wo er neben
seiner Kunst unter der Bezeichnung Dog & Pony mit der
Künstlerin Alexandra Lukaschewitz noch einen gestalterischen Freiraum
zwischen Galerie und Wunderkammer betreibt. |
Die Reise begann mit
Bildcolagen... |
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Mario
Klingemann arbeitete mit renommierten Institutionen wie der British
Library, der Cardiff University und der New York Public
Library zusammen und war Resident Artist bei Google Arts and
Culture.
Seine Kunstwerke wurden im MoMA in New York, im
Metropolitan Museum of Art in New York, in der Photographers Gallery in London,
im ZKM Karlsruhe und im Centre Pompidou in Paris ausgestellt.
Klingemann erhielt den British Library Labs Artistic
Award 2016 und gewann 2018 den Lumen Prize Gold Award, der die mit Technologie
hergestellten Kunstwerke feiert, und wurde beim Prix Ars Electronica 2020 mit
der Auszeichnung geehrt.
Seine Installation Memories of Passersby
I schrieb im März 2019 Geschichte als erste autonome
Maschine für Künstliche Intelligenz, die erfolgreich im Auktionshaus
Sothebys (sothebys.com) versteigert wurde.
Zu diesem Zeitpunkt führte Sothebys
ein Interview mit Klingemann: Wie haben Sie begonnen, Stücke wie
Erinnerungen an Passanten zu schaffen? Erzählen Sie uns von der Reise und
dem Training, welches Sie an diesen Punkt geleistet haben.
Mario Klingemann: Man könnte
sagen, dass diese Reise vor langer Zeit begonnen hat, da ich Teil der
Generation war, die in der Übergangsphase zwischen analog und digital
aufgewachsen ist zu den ersten, die Zugang zu einem Computer zu Hause
haben. Die Bildbearbeitung und Bildmanipulation mit den zur Zeit
verfügbaren Technologien war immer faszinierend von der Fotografie
und meiner eigenen Dunkelkammer oder vom Erstellen von Collagen...
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Angemessene Antwort, 2021
Die Macht der Worte
Von religiösen
Prinzipien bis hin zur Vermarktung von Slogans oder Selbsthilfe gibt es
präzise Phrasen als Quelle der Inspiration und Führung. Bei der
aktuellen Technologie kann es jedoch schwierig sein, zu erkennen, ob bestimmte
Texte von Menschen oder Maschinen hergestellt wurden.
In diesem Zusammenhang wirft Mario Klingemanns Kunstwerk
Angemessene Antwort relevante Fragen zur Urheberschaft und
zur Bedeutung der Schriftsprache auf. Für eine adäquate Antwort
rüstete Klingemann das Neuronale Netz GPT2 mit 60.000 weiteren
Zitaten auf, um ein Modell zu schaffen, das in der Lage sei, kurze Texte zu
produzieren.
Diese erscheinen auf einem geteilten Klappenbildschirm,
der vom Künstler wegen seiner ästhetischen Anziehungskraft, seines
unverwechselbaren Sounds und sei- ner wartenden Konnotation ausgewählt
wurde. Das Zurücksetzen verwandelt die Interaktion mit der entsprechenden
Antwort in eine rituelle Erfahrung. Wir fürchten KI, aber wir
erwarten auch, dass sie uns hilft, sagt Klingemann...
Diese Balance zwischen Hoffnung und Angst hängt mit
religiöser Erfahrung zusammen, so dass ich das Gefühl hatte, dass es
sehr angemessen war, mich zu knien. Auch Kontext und Erwartungen sind
entscheidend. Die Zuschauer nehmen an Knien teil, verarbeiten aber auch den auf
dem Bildschirm gezeigten Text.
Die entsprechende Antwort erzeugt kohärente
Aphorismen, aber es sind natürlich die menschlichen Zuschauer, die ihnen
eine Bedeutung geben...
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