Unsere Sprache verstehen
Natural Language Processing, kurz NLP, ist ein
Teilbereich der Künstlichen Intelligenz. Es ermöglicht Computern,
gesprochene und geschriebene Sprache zu verstehen, zu verarbeiten und zu
erzeugen.
NLP ist also eine Schnittstelle zwischen Mensch
und Maschine, die uns die Möglichkeit gibt, mit Computern zu interagieren.
Das machen wir mittlerweile täglich: Wenn wir unser
Smartphone nach dem Wetter fragen oder ChatGPT bitten eine Zusammenfassung zu
erstellen dann steckt NLP dahinter.
Wie funktioniert Natural Language Processing?
NLP übersetzt unsere komplexe Sprache in eine
für Computer verständliche Form und wandelt die Computerantworten
wieder in eine für uns Menschen verständliche Sprache um.
Damit Computer die komplexe Struktur unserer Sprachen
analysieren können, durchläuft NLP sieben Schritte:
Die 7 Schritte bei Natural Language Processing:
1. Spracherkennung
Diese Aufgabe wird oft auch als Speech-to-Text
bezeichnet und besteht darin, gesprochene Sprache in Text umzuwandeln.
Dabei muss das System gesprochene Wörter trotz
verschiedener Akzente, Sprechgeschwindigkeiten und Betonungen präzise
erkennen und in Textform übertragen.
Wenn die Eingabe schon in Textform vorliegt, wird dieser
Schritt übersprungen.
2. Tokenisierung
Hier unterteilt NLP den Text zuerst in einzelne Sätze
und anschließend in Wörter. Falls Satz- und Leerzeichen zwischen
einzelnen Wörtern verwendet werden, ist das relativ einfach.
3. Standardisierung
Anschließend standardisiert die Maschine den Text
indem alle Zeichen in Kleinbuchstaben umgewandelt werden.
Das ist beispielsweise in der Kundenfeedback- Analyse
wichtig: Wenn Nutzer ihre Feedbacks unterschiedlich formatieren, etwa mit
Gut oder gut, könnte ein unstandardisiertes System
diese Bewertungen unterschiedlich behandeln.
4. Stopwort-Analyse
Bei diesem Schritt entfernt NLP sogenannte Stopwörter
aus dem Text. Stopwörter sind häufig vorkommende Wörter wie
der, und, in, auf, die wenig
bis keine Bedeutung für die Analyse des Textinhalts haben.
Sie werden vorübergehend entfernt, um den Fokus auf
wichtigere Wörter zu legen und die Effizienz der Analyse zu verbessern.
Zum Beispiel wird der Satz
Die Katze schläft auf dem Sofa.
zu:
Katze schläft Sofa.
5. Lemmatisierung
Lemmatisierung ist eine Technik im NLP, bei der ein
Wort auf seine Grundform, das sogenannte Lemma, zurückgeführt
wird.
Zum Beispiel werden die Wörter geht,
ging und gegangen alle auf das Lemma gehen
zurückgeführt.
Das macht es Maschinen leichter, die Bedeutung und
Struktur eines Textes zu analysieren, da verschiedene Formen eines Wortes
vereinheitlicht werden.
6. Part-of-Speech-Tagging
Bei diesem Prozess ordnet der Computer den einzelnen
Wörtern Wortarten zu, wie zum Beispiel Nomen. Verb oder Adjektiv.
Überwachtes und unüberwachtes Lernen
Um die Wortarten zu bestimmen, nutzen Computer zwei Arten
von maschinellem Lernen: überwachtes und unüberwachtes Lernen.
Beim überwachten Lernen lernt der Computer anhand
von Beispielen, die Wortarten zu bestimmen.
Zum Beispiel bekommt er einen Satz wie
Der Hund läuft schnell
- bei dem Hund als Nomen,
- läuft als Verb
- und schnell als Adverb markiert sind.
Anhand dieser markierten Sätze erkennt der Computer
Muster und kann diese auf neue Texte anwenden.
Beim unüberwachten Lernen bekommt der Computer
Texte ohne solche Markierungen. Er findet selbstständig Muster und
erstellt eigene Kategorien für Wortarten.
7. Parsing
Im letzten Schritt geht es darum, die Beziehungen zwischen
den Wörtern und Satzteilen zu verstehen. Dieser Vorgang heißt
Parsing und spielt eine entscheidende Rolle, um die Syntax und Bedeutung der
Sprache zu entschlüsseln.
Es werden zwei Methoden eingesetzt:
- Constituency Parsing
- und Dependency Parsing.
Beim Constituency Parsing wird ein Satz in hierarchische
Strukturen zerlegt ähnlich wie ein Baumdiagramm, das Haupt- und
Nebensätze sowie Wortgruppen wie Subjekte und Prädikate zeigt.
Der Beispielsatz Der Hund läuft schnell
wird aufgeteilt in die Nominalphrase Der Hund und die Verbphrase
läuft schnell.
Innerhalb dieser Phrasen gibt es wiederum einzelne
Wörter als Bestandteile.
Dependency Parsing geht einen Schritt weiter,
indem es die Beziehungen und Abhängigkeiten zwischen den Wörtern
eines Satzes analysiert.
Statt nur die Satzstruktur zu betrachten, legt es den
Fokus darauf, wie Wörter miteinander verbunden sind und welche
grammatikalischen Funktionen sie erfüllen.
Beispielsweise zeigt Dependency Parsing, dass das Subjekt
Hund von dem Verb läuft abhängt, während
schnell das Verb näher beschreibt.
Die 3 Methoden von NLP
Um die verschiedenen Aufgaben zu erfüllen und die
erforderlichen Schritte umzusetzen, verwendet NLP drei verschiedene
Ansätze.
Jede der drei Methoden bietet unterschiedliche
Herangehensweisen um NLP-Aufgaben zu bewältigen:
Regelbasiertes NLP: Dieser Ansatz beruht auf
festgelegten grammatikalischen und sprachlichen Regeln, die von Experten
erstellt werden.
Ein Beispiel wäre die Verwendung von Regeln, um
Satzstrukturen wie Subjekt-Prädikat-Objekt zu identifizieren. Ein
regelbasiertes System kann z. B. in Der Hund bellt. erkennen, dass
Hund das Subjekt und bellt das Prädikat ist.
Statistisches NLP: Hierbei werden statistische
Modelle verwendet, um Vorhersagen über Sprache zu treffen.
Diese Modelle basieren auf Wahrscheinlichkeiten, die aus
großen Textmengen gelernt werden.
Ein Beispiel ist die automatische Vorhersage des
nächsten Wortes in einer Nachrichteneingabe, basierend auf vorherigen
Wörtern wie es bei Handys häufig der Fall ist.
Deep Learning NLP
Dieser Ansatz verwendet Neuronale Netze, um
große Datenmengen zu analysieren und Muster zu lernen.
Deep-Learning-Modelle wie GPT oder BERT werden mit sehr
vielen Texten trainiert, um den Kontext und die Bedeutung von Wörtern in
verschiedenen Zusammenhängen zu verstehen.
Beispiele dafür sind Sprachassistenten wie
Siri oder Alexa, die auf Basis von Deep-Learning-Algorithmen
arbeiten, um komplexe Anfragen zu beantworten. |
Anwendungen von Natural Language
Processing |
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Für NLP gibt es abseits von
Sprachassistenten und Chatbots viele weitere Anwendungsbereiche. Hier sind
einige Beispiele:
Automatische Übersetzung
NLP spielt auch eine wichtige Rolle bei der
maschinellen Übersetzung, wie sie in Diensten wie Google Translate
verwendet wird.
Hier analysiert das System den Ausgangstext, um die
richtige Übersetzung basierend auf Syntax, Semantik und Kontext zu
liefern.
Moderne Übersetzungstools werden immer
präziser, da sie durch Maschinelles Lernen große Datenmengen
verwenden, um bessere Ergebnisse zu erzielen.
Mit NLP lassen sich große Mengen an Text
analysieren, um gezielt wichtige Informationen herauszufiltern.
Diese Technik wird z.B. in
Nachrichtendiensten verwendet, die lange Texte automatisch
zusammenfassen, oder in Programmen, die gezielt relevante Daten aus einem Text
extrahieren.
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Grammatik- und Rechtschreibprüfung
NLP wird auch in Software eingesetzt, die Grammatik- und
Rechtschreibfehler erkennen und korrigieren kann.
Bekannte Tools wie Grammarly oder die in
Word integrierte Rechtschreibprüfung nutzen NLP-Algorithmen, um
Texte zu analysieren und Vorschläge für Verbesserungen zu machen.
Die Herausforderungen von NLP
NLP-Systeme stehen vor der schwierigen Aufgabe, die
Komplexität der menschlichen Sprache zu erfassen. Von grammatischen Regeln
bis hin zu regionalen Unterschieden gibt es viele Hindernisse, die
überwunden werden sollen.
Eine der größten Schwierigkeiten für
NLP-Systeme ist die Vielfalt der Sprache. Menschen verwenden Dialekte,
Akzente, Slang und regionale Ausdrücke, die von den Standardformen einer
Sprache abweichen.
Hinzu kommt, dass ständig neue Wörter erfunden
oder aus anderen Sprachen übernommen werden, was die Sprachverarbeitung
weiter erschwert.
Auch grammatikalische Regeln können sich mit der Zeit
verändern oder bewusst missachtet werden, was zu Unsicherheiten bei der
Interpretation führen kann.
Emotion und Betonung
Eine weitere Hürde für NLP-Systeme ist das
Erkennen von Emotionen, Ironie oder Sarkasmus in Texten oder gesprochener
Sprache.
Diese subtilen Aspekte der Kommunikation erfordern ein
tiefes Verständnis des Kontextes und der Intention des Sprechers, was
für Maschinen schwierig zu erreichen ist.
Emotionale Nuancen, die Menschen intuitiv erfassen,
können von NLP-Modellen leicht übersehen oder falsch interpretiert
werden.
Rechenaufwand und Energieverbrauch
Das Trainieren und Anwenden großer NLP-Modelle
erfordert erhebliche Rechenressourcen und Energie. Dies stellt sowohl eine
technische Herausforderung als auch eine umweltbezogene Problematik dar, da der
Energieverbrauch dieser Systeme mit der wachsenden Nachfrage nach
KI-Anwendungen steigt.
Bewertung der Ergebnisse
Eine Herausforderung in NLP-Projekten besteht darin, die
Qualität der Ergebnisse zuverlässig zu bewerten.
Während einfache Aufgaben wie die Klassifikation von
Texten leicht überprüfbar sind, ist es bei komplexeren Aufgaben wie
der Textzusammenfassung schwieriger. Das liegt daran, dass es nicht immer eine
eindeutige richtige Antwort gibt.
Ist ChatGPT ein NLP-Modell?
Ja, ChatGPT ist ein NLP-Modell. Es verwendet Natural
Language Processing, um menschliche Sprache zu verstehen und darauf zu
antworten. Dabei nutzt es Deep Learning, um natürliche und sinnvolle
Antworten zu erzeugen.
Textklassifizierung
Ein wichtiger Bereich ist die Kategorisierung von Texten.
Dabei geht es darum, Texte automatisch in verschiedene Kategorien einzuordnen.
Ein bekanntes Beispiel sind Spamfilter, die anhand
bestimmter Muster und Schlüsselwörter erkennen, ob eine E-Mail in den
Spam-Ordner verschoben werden sollte.
NLU und NLG
NLP lässt sich in die zwei Bereiche Natural
Language Understanding (NLU) und Natural Language Generation (NLG)
unterteilen.
- NLU ist dafür verantwortlich, dass Maschinen die
Bedeutung von Sprache verstehen, indem sie Texte analysieren und
interpretieren.
- NLG hingegen erzeugt aus Daten verständliche
Sprache oder Texte, die von Menschen genutzt werden können.
Named Entity Recognition (NER)
Hierbei geht es darum, wichtige Entitäten wie Namen
von Personen, Orten oder Organisationen in einem Text zu erkennen. Zum Beispiel
in einem Satz wie Angela Merkel besuchte Berlin. erkennt das System
Angela Merkel als Person und Berlin als Ort.
Stimmungsanalyse: Bei dieser Aufgabe analysiert NLP
die emotionale Ausrichtung eines Textes. Zum Beispiel wird in Kundenbewertungen
analysiert, ob die Meinung positiv, neutral oder negativ ist. |